Diese Geschichte zeigt sehr schön, dass Robin Hood eben kein 'normaler' Verbrecher war und ihm ein friedvoller Weg allemal lieber als ein Kampf. Außerdem wird eine wichtige Stätte, die 'Blue Boar Inn' (im dt. wird sie oft als 'Zum Blauen Eber' übersetzt), eingeführt, die ein höchst wichtige Frage beantwortet: Wo die Geächteten sich aufgehalten haben, wenn's im Wald zu ungemütlich wurde.
Nachdem der Sheriff
von Nottingham erkannt hatte, dass er Robin Hood durch bloße Gewalt nicht
fangen konnte, beschloss er, dessen Festnahme ein wenig schmackhafter zu machen,
indem er ein gewaltiges Kopfgeld auf den Geächteten aussetzte. Da die meisten
Menschen im Umkreis aber wussten, wie sehr Robin ihnen im Wald überlegen
war, meldete sich niemand auf dieses Versprechen. Eines Tages kam aber ein Kesselflicker
aus einer anderen Grafschaft nach Nottingham und erfuhr zum ersten Mal von Robin
und dem Kopfgeld. Er war ein großer und starker Mann, der vor praktisch
nichts Angst hatte, aber nicht besonders viel besaß, dadurch erschien
ihm dieses Angebot doppelt verlockend.
Obwohl ihm mehrere Bekannte abrieten und ihn warnten, sprach er schließlich
bei dem Sheriff vor und wurde überaus erfreut begrüßt. Der Sheriff
dachte bei sich, dass es wirklich nur einem Mann von der Statue des Kesselflickers
gelingen könnte, Robin Hood zu besiegen und er zeigte sich so begeistert,
dass er dem Kesselflicker neben einem offiziellen Haftbefehl auch noch einen
Vorschuss auf die Belohnung gab.
So machte der Kesselflicker sich sehr gut gelaunt auf den Weg und kehrte auch
in mehreren Schenken ein, die auf dem Weg in den Sherwood lagen. Da er sich
keine Vorstellungen von dem Nachrichtensystem von Robin hatte, fragte er jeden,
den er traf, ob er denn einen gewissen Robin Hood kenne und ihm den zu ihm zeigen.
So hatte Robin schon lange von dem Mann erfahren, ehe dieser erst tiefer in
den Wald eingedrungen war.
Der Kesselflicker war zu dem Zeitpunkt schon ein wenig enttäuscht, da Robin
Hood sich nicht einfach so zu erkennen gegeben hatte und daher freute er sich,
als ein junger Mann, mit Pfeil und Bogen bewaffnet, aus einem Gebüsch trat
und ihn ziemlich unverfrohren begrüßte. Da er annahm, dass er ein
Förster oder ähnliches sei, fragte er ihn sofort, ob er einen Robin
Hood kenne.
Robin - der selbst gekommen war - antwortete daraufhin, dass er Robin Hood sehr
gut kenne und beschrieb ihn kurz: Er habe ungefähr die gleiche Größe
wie er selbst, ungefähr die gleiche Haarefarbe und auch ungefähr die
gleichen Augen. Der Kesselflicker hielt ihn für ein wenig eingebildet und
fragte nur noch knapp, wo der Geächtete denn zu finden sei, er wolle ihm
einem Haftbefehl zeigen und ihn zum Sheriff bringen.
Robin erwiderte darauf nur, dass Robin Hood sich um diese Zeit oft in seinem
LIeblingswirtshaus "Zum Blauen Eber" aufhalten würde und er nichts
gegen eine Einladung dorthin habe. Der Kesselflicker lud ihn daraufhin natürlich
sofort ein, als Austausch für die Hilfe.
Im Gasthaus konnte er den Wirt gerade noch daran hindern, ihn zu begrüßen
und er flüsterte ihm heimlich zu, das Getränk doppelt so stark zu
machen wie gewöhnlich. Der Kesselflicker bemerkte den Unterschied nicht
besonders, ihm fiel nur auf, dass das Bier hier besonders gut schmeckte und
sprach ihm auch großzügig zu, während Robin immer nur an seinem
Krug nippte. Schon nach kurzer Zeit fing der Mann an zu singen und schlief schließlich
ein.
Robin griff daraufhin in dessen Sack und zog den Haftbefehl und das ganze Geld
heraus, dann bezahlte er den Wirt, verlangte dann aber, dass der die gleiche
Summe nocheinmal - von dem Kesselflicker - verlangen sollte, wogegen der Wirt
natürlich nichts einzuwenden hatte, wie man sich denken kann.
Als der Mann endlich wieder wach wurde, entdeckte er, dass sein Begleiter verschwunden
war - und mit ihm der kostbare Haftbefehl, ohne den er nicht nach Nottingham
zurückkehren konnte. Der Wirt erklärte ihm dann auch unverfroren,
wer sein Nachbar gewesen war und gab ihm den Tipp, sich ebenfalls den Geächteten
anzuschließen, sonst würde er bestimmt Probleme mit dem Sheriff bekommen.
Noch ehe der Kesselflicker zornig auffahren konnte, präsentierte er dem
Mann noch die Rechnung - und als er nichts zahlen konnte, beschlagnahmte er
dessen Werkzeuge.
Hier endet die Geschichte
manchmal, meistens geht sie aber noch weiter:
Wenige Tage später zog der - inzwischen völlig mittellose - Kesselflicker
wieder durch Sherwood Forest, als ihm durch Zufall - wer wohl? - Robin Hood
über den Weg lief, nur mit einem Stock bewaffnet. Ohne viele Worte ging
der Kesselflicker - der ebenfalls nur einen Stock dabei hatte - auf ihn los
und die beiden kämpften eine Weile miteinander, als schließlich Robins
Stock zerbrach.
Der Kesselflicker triumphierte und wollte ihn mit nach Nottingham nehmen, aber
Robin zog einfach sein Jagdhorn hervor und blies kräftig hinein, sodass
innerhalb kürzester Zeit mehrere seiner Männer bei ihnen waren.
So wieder Herr der Lage bot Robin dem Kesselflicker schließlich an, sich
ihnen anzuschließen und dieser willigte auch bald ein, da er zugeben musste,
nicht wirklich etwas gegen Robin zu haben und ihn eigentlich sogar mochte.
Der Sheriff erfuhr nie wieder etwas von seinem Haftbefehl.