Diese Geschichte ist eine der allerschönsten der Legende - und auch die traurigste. Jedenfalls finde ich persönlich sie wunderschön, es lässt sich schwer sagen warum, aber irgendwie werden in dieser Geschichte so viele wichtige Teile der Legende (Freundschaft, Mut, Tragik, z.B.) versammelt. Es gibt einen einzigen Film zu Robin Hood, der es gewagt hat, die Geschichte so enden zu lassen, und zwar Robin & Marian mit Sean Connery als altem Robin Hood. In der Serie Robin of Sherwood schießt Robin of Loxley zwar ebenfalls seinen 'letzten Pfeil' ab, aber nach seinem Tod gab es sofort einen 'neuen' Robin Hood und die Szenerie ist auch etwas anders.
Eines Tages, als Robin
schon recht alt geworden war, fühlte er sich nicht wohl. Eine alte Wunde
schmerzte und da nichts dagegen helfen wollte, machte er sich schließlich
mit Little-John
auf den Weg nach Kirklees, da seine Tante (oder auch Base) dort die Äbtissin
war und sich auf die Heilkunst verstand.
Was Robin nicht wusste, war, dass die gute Frau Robin gar nicht sonderlich mochte
und sich schließlich entschlossen hatte, ihn umzubringen. Dafür waren
verschiedene Gründe angegeben:
1) Robin sollte Unehre über die Familie gebracht haben, da er Geächteter geworden war
2) Sie hatte sich in Robin verliebt und er hatte sie zurückgewiesen, daher hasste sie ihn
3) Sir Roger of Doncaster hatte ihr Geld dafür gegeben
Wahrscheinlich war
es eine Mischung daraus. Jedenfalls begrüßte sie Robin sehr freundlich
und führte ihn - ohne John - in ein Gemach, wo sie alles vorbereitet hatte.
Um Robin denkend zu machen, dass sie ihn nur zur Ader lassen wollte, verhielt
sie sich auch wie bei einem Aderlass, schnitt ihm dabei aber statt einer Vene
eine der Schlagaders auf (in der Ellebogenbeuge, da, wo auch Blut abgenommen
wird). Schließlich gab sie Robin noch ein Gift oder Schlafmittel und als
dieser halb ohnmächtig auf sein Lager fiel, verließ sie den Raum
und schloss heimlich hinter sich ab. Robin dämmerte vor sich hin, während
sein Blut immer weiter floss. Schließlich wurde er wach und bemerkte jetzt
natürlich, dass etwas nicht stimmte. Mit letzer Kraft zog er sein Horn
und blies hinein, auch wenn es nicht mehr so laut tönte, wie früher
im Sherwood, wurde es doch von dem draußen wartenden John gehört,
dieser stürmte nach oben, brach die Türe auf und fand seinen Anführer
bleich und voller Blut auf dem Lager liegend vor.
Obwohl er sein bestes tat, die Wunde zu schließen, brachte es nichts,
Robin hatte einfach zu viel Blut verloren. Als John daraufhin schwor, das Kloster
abzubrennen und die Äbtissin eigenhändig zu töten, zwang Robin
ihn, von diesem Gedanken abzulassen, er habe niemals einer Frau etwas zuleide
tun wollen und wollte auch nicht, dass es später in seinem Namen geschehe.
Dann fiel ihm plötzlich sein geliebter Langbogen ein. Er bat John, ihn
aufzurichten und ihm beim Spannen des Bogens zu helfen, was dieser auch tat.
Obwohl Robin kaum mehr Kraft hatte, gelang es ihm, den Pfeil abzuschießen,
der durch das Fenster der Abtei nach draußen flog und sich erst ein ganzes
Stück weiter in den Boden bohrte. Robin bat John, ihn dort zu begraben,
wo der Pfeil niedergefallen war und verabschiedete sich von seinem besten Freund.
John versprach, alle seine Wünsche zu erfüllen und hielt den Freund
fest, bis er schließlich seinen letzten Atemzug getan hatte.
Um Robins Leichnam vor irgendwelchen Schändungen zu schützen, trug
er ihn eigenhändig noch in der gleichen Stunde hinunter und rief die anderen
Geächteten zusammen.
Wie Robin es sich gewünscht hatte, begruben sie ihn an der gleichen Stelle,
an welcher der Pfeil den Boden berührt hatte und legten seinen Bogen neben
ihn. Kurz darauf trennten sie sich und wurden ehrliche Leute, die noch ihren
Enkelkindern von Robin Hood und seinen Taten erzählte.
Ich würde sagen, das Schlusswort überlasse ich der vor einigen Jahren verstorbenen Schriftstellerin Rosemary Sutcliff und ihrem Robin Hood:
Über Robins
Grab spielten im Frühling die Schatten der grünen, knospenden Bäume,
im Herbst rieslete goldenes Laub herab und deckte es zu. Wieder wurden die Feuerstellen
in der Stane Ley [der Name des Hauptquartiers] vom Gras überwuchert, und
niemand saß mehr zwischen den knorrigen Wurzeln der riesigen Linde.
Es war, als hätten Robin und seine Männer niemals die Wälder
durchstreift.
Aber in den Herzen der Menschen lebten sie fort, und sie leben darin noch heute,
weil sie sich mit ihrem Leben eingesetzt haben für Freiheit, Gerechtigkeit
und Güte.
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