"Ich habe nur meinen Stock, und du drohst mir mit einem Pfeil?"

Little-John zu Robin Hood kurz vor dem berühmten Stockkampf

Diese Art des Kampfes ist in unserer heutigen Zeit fast völlig aus der Mode gekommen. Immer wieder trifft man auf Schwertfechter oder auch Bogenschützen, aber wann je auf einen Stock-Kämpfer? Es sei denn, man geht von asiatischen Kampfsportarten aus, aber bei diesen sind die Stöcke kürzer und der Kampf verläuft daher etwas anders.

Dass der Stockkampf nicht mehr sonderlich bekannt ist, musste ich feststellen, als ich nach Informationen darüber suchte. Ich habe fast nichts gefunden, was sich irgendwie weiterverwerten ließe und daher werde ich hier versuchen, alles, was ich durch das Lesen von Robin Hood - Büchern und den spärlichen Informationen sonst noch gefunden habe, hier aufzuschreiben - ob es dem wirklichen, mittelalterlichen Stockkampf richtig entspricht, lässt sich nur schwer sagen.

Schon der Name selbst sagt, von was für Waffen gesprochen wird, Stöcken. Ein richtiger Kampfstock hatte ziemlich groß zu sein (ungefähr so groß wie der Besitzer) und auch ausgesprochen stark, da er verschiedene Schläge austeilen und abwehren können musste.

Nach dem Spruch, den ich oben aufgeführt habe, scheint der Stock nur eine 'mittelmäßige' Waffe gewesen zu sein, da sie z.B. gegen Schwerter und natürlich auch Pfeil und Bogen machtlos war. Daher war er auch nicht sonderlich beliebt, und wurde nur bei Menschen gefunden, die sich keine teureren Waffen leisten konnten und trotzdem auch im Nahkampf etwas können mussten.

 

Wie man in Film und Fernsehengut beobachten kann, scheint es dabei das einzige Ziel zu sein, mit einem Stock so viel und stark wie möglich auf den anderen einzuschlagen bis er - bei Robin Hood jedenfalls - im Wasser oder am Boden liegt.
Das hört sich vielleicht einfach an, ist es aber bei weitem nicht, denn um im Stockkampf bestehen zu können muss man

a) nicht geringe Kraft besitzen

b) ziemlich flink sein

c) den Gegner gut einschätzen können und

d) sicher auf den Beinen stehen

e) bestenfalls auch einige Erfahrung darin besitzen.

Der erste Punkt, Kraft, erklärt sich schon fast von selbst, man muss Schläge austeilen, aber genausogut auch abwehren können. Anfangs mag das ja noch kein Problem sein, aber sobald sich der Kampf etwas hinzieht, besteht die große Gefahr, dass die Arme taub werden oder einfach an Schnelligkeit verlieren.
Damit wären wir schon beim zweiten Punkt, Schnelligkeit. So einfach das Konzept bei einem Stockkampf zu sein scheint, es gibt eine Vielzahl von Schlägen (z.B. mit der Mitte des Stockes, mit dem Stumpf, von oben, Seite, unten etc.), die zu jedem Zeitpunkt aus jeder Richtung kommen können. Daher ist es wichtig, den Gegner gut einschätzen zu können, um bestimmte Schläge, aber auch Finten vorauszuahnen und darauf zu reagieren. Sobald man nur einen winzigen Fehler macht, kann man (im glücklichsten Fall) aus dem Gleichgewicht kommen und sich verschiedene gefährliche Blößen geben.
Deshalb sollte man bei einem Stockkampf fast noch mehr als bei anderen Kämpfen auf einen harten, rutschfesten Untergrund achten und sowohl auf die eigenen Beine achten als auch auf die des Gegners (um Schwächen auszunutzen). Es empfiehlt sich, eher kleine Schritte zu machen und auf keinen Fall zu springen oder unregelmäßig aufzutreten.
e), Erfahrungen, sind natürlich schwer zu erhalten, wenn man niemanden hat, mit dem man sich prügeln kann. Aber ein echter 'Outlaw', Geächteter, fand damals sicher immer wieder Gelegenheit, jemanden mit einem Stock zu schlagen.

Vor allem Bauern oder andere 'Arme' bevorzugten diese Waffe, da man leicht einen Stock zur Hand hatte und sich bei unbewaffneten Gegnern doch einigen Repsekt verschaffen konnte.

Es ist jedoch klar bewiesen, dass man mit einem Stock kaum eine Chance hat, einen Schwertkämpfer zu besiegen. Dieser kann die Schläge relativ leicht abwehren, man selbst schwebt aber gleichzeitig in der Gefahr, dass der Stock kaputt geht. Außerdem muss man schon extrem empfindliche Stellen (Gurgel, Schläfen etc.) treffen, um einen Mann außer Gefecht zu setzen. Ein Stock hinterlässt an anderen Stellen höchstens Prellungen und blaue Flecken (vor allem bei gepanzerten Leuten), ein Schwert blutende Wunden. Zudem war der Schwertkämpfer meistens besser geschützt, schon allein die Hände, die die Klinge hielten, hatten einen besseren Schutz, während der Stockkämpfer immer in der Gefahr schwebte, auf die Finger getroffen zu werden und so die Waffe zu verlieren (besonders gut in der Stockkampfszene des Filmes "Robin Hood - König der Diebe" zu sehen). Daher musste ein Stockkämpfer viel vorsichtiger sein und war beim Kampf gegen eine Klinge gezwungen, Stück für Stück zurück zuweichen. Meistens endete ein Kampf Stock-Schwert damit, dass der Stockkämpfer zurückgedrängt und getötet wurde, wenn er nicht ganz großes Glück oder Helfer in der Nähe hatte bzw. sein Gegner besonders kampfunerfahren war.

Damit ist lange nicht gesagt, dass ein Stock keine gefährliche Waffe sein kann - dadurch, dass der Kämpfer den Stock praktisch überall anfassen kann (es gibt keinen Griff und keine Klinge, an der man sich schneiden könnte), ist es einfacher, mit ein bisschen Übung eine Schnelligkeit im Umgang damit zu erreichen, dass man dem Gegner doch einige schmerzhafte Schläge versetzen bzw. bei etwas Glück (bzw. Pech, je vom Standpunkt her) sogar Knochen brechen kann.

 

Vielen Dank übrigens an "Darkpiper", der mich ein wenig darüber aufgeklärt hat, dass der Stock doch nicht so ungefährlich ist, wie es erst den Anschein hat :-)

Wenn jemand hier etwas vermisst oder Ergänzungen vorzunehmen hätte - habt keine Scheu, euch bei mir zu melden. Ich wäre froh, noch etwas zu diesem Thema dazu lernen zu können. Mailt mir einfach.

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