Das Wettschießen in Nottingham

Diese Geschichte ist sehr bekannt geworden, spätetens seit dem Film Robin Hood, König der Vagabunden oder Disney's Robin Hood. Sie wird immer wieder gerne verwendet, was wohl auch an der Spannung liegt, die bei dieser Stelle unwillkürlich entsteht. Allerdings gibt es in der Legende mehrere Versionen von dieser Begebenheit, die aber doch vor allem den Anfang und die selbe Grundidee haben.

Als der Sheriff von Nottingham irgendwann einmal erkannte, dass Robin Hood durch Gewalt und bewaffnete Söldner nicht zu fangen war, kam er schließlich auf einen Plan, bei dem er den Geächteten bei seiner Eitelkeit packen wollte, da er sich ja für den größten Bogenschützen weit und breit hielt.
Daher ließ er überall verkünden, dass in Nottingham ein großes Bogenschießenturnier abgehalten werden würde, bei dem der Hauptpreis ein goldener Pfeil sein würde. Als Robin von einem seiner Männer von diesem Plan erfuhr, beschloss er auch gleich, nach Notingham zu gehen und teilzunehmen und den Sheriff von Nottingham wieder einmal zum Narren zu halten.
Obwohl Little-John und auch noch andere seiner Freunde versuchten, ihn davon abzuhalten, und ihm auch von ihrem Verdacht erzählten, dass es sich um eine Falle handle, ließ er sich nicht davon abhalten.
Gut verkleidet schlichen die Geächteten sich am großen Tag in Nottingham ein und wurden auch von den Wachen nicht erkannte. Es sollen anfangs mehrere hundert Bogenschützen teilgenommen haben, aber nach und nach trafen die meisten daneben, am Ende blieben nur wenige Männer übrig. Robin natürlich einer von ihnen. In der Legende wird schließlich davon berichtet, wie einer nach dem anderen die Bogenschützer ausschieden, bis schließlich nur noch Robin und ein anderer Mann übrig blieben, der ebenfalls immer ins Schwarze getroffen hatte.
Da sich so kein Sieger herausfinden ließ, beschlosen die Richter, dass die beiden Konkurrenten auf ein und dieselbe Scheibe schießen sollten und der Bessere der Sieger wäre.
Doe folgende Szene ist die wahrscheinlich bekannteste Szene, die es im Bereich Robin Hood gibt, ich habe einmal darauf geachtet, es gibt kein Buch und keinen Film zum Thema Robin Hood, in dem diese Begebenheit nicht wenigstens beiläufig erwähnt wird (siehe auch die Ergänzungen für den Stockkampf mit Little-John).
Robins Gegner schoss zuerst und traf genau ins Zentrum des kleinen, schwarzen Kreises. Die Jury wollte das Turnier schon für beendet erklären, da dieser Schuss ja nicht mehr zu überbieten war, als Robin - verkleidet - ebenfalls schoss. Sein Pfeil traf den Pfeil des anderen genau in der Mitte und spaltete ihn, sodass der Pfeil des anderen kaputt ging und Robins genau im Schwarzen saß.
Hier trennen die Handlungspfade sich. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie der Sheriff auf diesen Schuss reagierte und die Geschichte weiterging:

    1.

    Der Sheriff beobachtete die Teilnehmer alle sehr interessiert. Da er Robin Hood noch nicht persönlich begegnet war, konnte er nicht genau sagen, wer nun sein großer Widersacher sein sollte. Er wusste aber, dass Robin blonde Haare (jedenfalls in den jeweiliegn Erzählungen) hatte und beobachtete daher nur die blonden Teilnehmer, Vorzugsweise die, welche grüne Kleidung trugen.
    Als er aber keinen finden konnte, auf den diese Beschreibung zutraf, war er bitter enttäuscht. Schließlich hatte er Robin Hood doch etwas mehr Mut zugetraut.
    Bei dem besonderen Schuss des letzten Teilnehmers, welcher übrigens dunkelbraune Haare hatte, war er genauso verblüfft wie die anderen Zuschauer und gratulierte dem Schützen genau wie die anderen. Außerdem bot er ihm noch an, in seine persönliche Wache einzutreten, was der Schütze aber ziemlich unhöflich abwies. Den Mann sah er übrigens nie wieder, aber als er am nächsten Tag zu Mittag aß, klirrte es plötzlich und ein Pfeil flog durch das Fenster herein. An dem Pfeil war eine Botschaft in Reimform befestigt, bei der er zuerst bleich und dann rot vor Wut wurde. Da mir das Gedicht in dem Buch von Howard Pyle gefällt, werde ich es hier zitieren. Die Botschaft lautete:

     

    "Der zerlumpte Schütze spricht
    dem Sheriff dreist ins Angesicht:
    Ihr habt Robin Hood den Preis gegeben.
    Dafür sollt Ihr lange leben!"

     

    Außerdem heißt es noch, dass Robins erste Worte, als er wieder im Wald mit seinen Gefährten zusammengetroffen war, lauteten: "So, ich hoffe, ich bekomme diesen verdammten Nusssaft wieder aus meinen Haaren heraus."

    2.

    Dann gibt es noch eine Variante, die so ähnlich ist wie die vorherige, aber etwas heroischer (und leichtsinniger) von Robin aus gehandelt wird. Als der Sheriff dem stolzen Sieger seinen Preis überreichte, fragte er ihn nach seinem Namen und Robin, der mit einem Blick erfasst hatte, dass genug von seinen Freunden in der Nähe waren, um ihn zur Not herauszuhauen, richtete sich plötzlich aus der gebückten Haltung auf, die zu seiner Verkleidung gehörte.
    Der Sheriff kam gar nicht mehr aus dem Erstaunen heraus, als der alte Mann/Bettler/Arme plötzlich ein junger, starker Mann wurde, der ihm den Preis aus den Händen rieß, den Arm in die Höhe hielt und laut rief: "Mein Name, lieber Sheriff, ist dir wohlbekannt. Er lautet
    Robin Hood!" und dann mit einem Satz in der Menge verschwand, die ihm bereitwillig Platz machte.

    3.

    Die dritte Erzählung ist diejenige, welche am liebsten in Filmen als großes Highlight verwendet wird, einfach, weil sie so spannend ist. Es gibt aber auch Autoren/Autorinnen, die sich dafür erwärmen konnten, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund.
    Der Sheriff sah den wunderbaren Schuss mit Erstaunen und ihm wurde ganz plötzlich klar, dass es wirklich nur einen einzigen Mann im ganzen Königreich geben konnte, der so etwas Zustande brachte. Kaum trat der Schütze auf ihn zu, gab er seinen Söldnern den Befehl, Robin Hood gefangen zu nehmen und in den unwirtlichsten Kerker von allen zu werfen.
    Die anderen Geächteten mussten fassungslos zusehen, wie ihr verehrter und geliebter Anführer gefesselt und weggeschafft wurde. Wenig später wurde zudem noch überall gekannt gegeben, dass der bekannte und gefürchtete Verbrecher Robin Hood endlich gefangen worden war und schon in den nächsten Tagen zum Galgen gebracht werden sollte.
    Aus der ganzen Umgebung kamen die Leute, um den berühmten Mann zu sehen und es gab auch mehrere, die nicht völlig gegen ihn waren. An dem großen Tag der Hinrichtung waren die Straßen von Nottingham voller Leute und die Tore standen weit offen, um noch mehr hereinzulassen, der Sheriff wollte seinen Triumph überall publik machen.
    Schließlich wurde der Wagen herbeigefahren, auf dem der Verurteilte transportiert wurde. Robin sah den Galgen und wusste, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte. Und er beschloss zugegleich, sich vor den ganzen Menschen nicht zu blamieren, indem er um Gnade bat. Als man sich nach einem letzten Wunsch erkundigte, erklärte er mit klarer Stimme: "Ich möchte den Preis, den ich gestern gewonnen habe, bei mir haben, und außerdem noch mein Schwert und meinen Bogen. Außerdem möchte ich mit freien Armen sterben, lasst also meine Fesseln lösen."
    Das Gewünschte wurde herbeigebracht und da der Sheriff sich völlig sicher glaubte, wurden ihm auch die Fesseln abgenommen. Robin betrat ohne weitere Hilfe die Plattform des Galgens, wo ihm der Henker die Schlinge um den Kopf legte.

    (*g* ist es nicht hochdramatisch?)

    Doch als der Henker zurücktrat, um das Seil noch einmal zu überprüfen, ereignete sich plötzlich ganz vieles ganz schnell hintereinander. Der Henker verharrte in seiner Bewegung und brach zusammen, mit einem Pfeil im Rücken. Gleichzeitig sanken mehrere der Wachen, die der Sheriff um den Galgen postiert hatte, ebenfalls tot zusammen. Außerdem brach ein Tumult los, mehrere Männer drangen mit gezuückten Schwertern auf die Wachen ein, die von Überraschung und Schreck gar nicht wussten, was sie tun sollten.
    Robin, der sofort seine Chance erkannte, zog den Kopf wieder aus der Schlinge heraus, schnappte sich seine Waffen [und den goldenen Pfeil], spang auf ein leergewordenes Pferd und rief seinen Befreiern zu, dass sie kommen sollten.
    Die anderen Geächteten befolgten den Befehl ihres Anführers und nach einigem Hin und Her gelang es den Geächteten schließlich, zu entkommen (wobei Bruder Tuck auch eine wichtige Rolle spielte, da er die Hauptstraße mit einem Wagen voller Fässer versperrte).
    Es heißt aber auch, dass mehrere der Geächteten in Notitngham tot zurückblieben und dass Robin von seinen engsten Vertrauten von Vorwürfen empfangen wurde, die er sich auch zu Herzen genommen haben soll. Jedenfalls in nächster Zeit.

    Tja, was gibt es noch zu sagen? Eine tolle Szene voller guter Sprüche (die mir an Robin Hood immer am besten gefallen).

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