Wann wird ein Verbrecher zu einem Volkshelden?

Man kann sagen, es gibt Räuber und es gibt Räuber. Die einen verbreiten Angst und Schrecken und werden von allen Menschen gefürchtet und die anderen verbreiten ebenfalls Angst und Schrecken, werden dafür aber eher bewundert und verehrt. Worin unterscheiden diese beiden Gruppen sich eigentlich?

Einmal steht fest, dass der (später) verehrte Räuber niemals von Natur aus ein Verbrecher ist, sondern nur äußere Umstände wie Armut, Enttäuschung, ungerechte Behandlung oder zur Not seine Jugend dafür sorgen, dass er von der Obrigkeit verurteilt und geächtet wird. Die Person nimmt das Urteil aber nicht an sondern flieht in eine vergleichsweise unwirtliche Umgebung (Wälder bei Robin Hood, das Meer bei Piraten wir Störtebecker oder auch das Gebirge). Oftmals geschieht diese Verurteilung aufgrund von politischen Spannungen, die sich in den besonders harten Gesetzesstrafen wiederspiegeln.

Da der Geächtete sich ungerecht behandelt fühlt, versucht er darauf hin, auf eigene Faust Recht zu schaffen, indem er ähnlich Behandelte um sich scharrt und mit diesen zusammen versucht, sich zu rächen. Meistens äußert sich das so, dass er Reiche oder Staatsbeamte überfällt und das Geld dann an Arme weiterleitet - das typische Robin Hood - Prinzip. Oft wird der Person irgendwann dieses Leben zu viel, sie möchte umkehren, kann es aber nicht, da die Bindungen an die anderen Geächteten zu stark sind. Deswegen ist es eigentlich schade, dass die meisten Robin Hood - Verfilmungen mit Robins Hochzeit enden, denn dadurch kann man nie erfahren, ob er sich an dieses 'neue' Leben auch gewöhnt - oder irgendwann wieder die grünen Leggins anzieht.

Wenn ein Verbrecher in den Augen der Bevölkerung zu einem Zeichen werden kann, müssen bestimmte, politischeKonflikte aufgetreten sein, die diese Existenz überhaupt zulassen. Viele angeblich heldenmütige Taten konnten nur als heldenhaft in die Geschichte (oder die Sagenwelt) eingehen, weil diese Taten in den Augen des Volkes eine Heldentat darstellten - die der Held aber eher aus Versehen begangen hat.
Das Paradebeispiel dafür ist Schillers "Wilhelm Tell", Tell erschießt den Mann, der ihn gezwungen hat, auf seinen Sohn zu zielen, aus einfacher Rache. Dass dieser Mann zufälligerweise auch der Mann ist, der sein ganzes Volk tyrannisiert, ist für Tell selbst zweitrangig - aber er geht damit als der 'Held' der folgenden Befreiung ein.

Also entspringen wahre 'Helden' eigentlich nur dem Wunschdenken von anderen - aber macht sie das in unseren Augen weniger heldenhafter? Schließlich ist uns ja auch nur dieses Wunschdenken überliefert worden. Wie Robin Hood, Schinderhannes, Marion du Faouet oder andere in Wirklichkeit waren, können wir nur der Fantasie - oder der Fantasie anderer - überlassen. Aber um zu zeigen, dass Robin Hood nicht einzigartig ist, gibt es hier noch weitere Beispiele von geächteten 'Helden'.

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